Das Skateboard & intelligente Systeme
Designanalysis by Robin Neuhaus
Supervised master thesis by Matthias Laschke & Prof. Dr. Marc Hassenzahl | Siegen 2019
Das Skateboard & intelligente Systeme Der menschliche Alltag ist verflochten mit Technologie. Kaum eine Aktivität wird nicht mit, durch oder unter Zuhilfenahme von Technologie ausgeführt. Diese Verflechtung zwischen Menschen und Technologie ist per se nicht problematisch. Folgt man den Ansichten des Technikphilosophen Don Ihde, so ist menschliches Leben ohne Technologie, selbst in seiner einfachsten Form, undenkbar. Der Umstand, dass Technologie so allgegenwärtig ist, sollte Gestaltern zunächst positiv erscheinen. Da Technologien in ihrer Interaktion, ihrer Ästhetik oder oberflächlichen Formgebung gestaltet werden müssen, erhält der Gestalter einen tiefgreifenden Einfluss auf die Lebenswelt von Menschen. Dieses Potential bringt allerdings auch ein hohes Maß an Verantwortung mit sich. Die Einflussmöglichkeit und Verantwortung nehmen an Bedeutung zu, wenn sich die gestalteten Systeme durch den technischen Fortschritt von niederkomplexen und verständlichen Systemen, hin zu intelligenten und lernenden Systemen weiterentwickeln. Im Kontinuum zwischen smartem Werkzeug und bevormundendem Gegenüber besteht die Gefahr, dass Menschen ihre Emotionen, Gefühle und Selbstverwirklichung im Lichte einer maximalen Ausreizung technologischer Machbarkeit aus den Augen zu verlieren.
Berühren die Systeme außerdem noch Lebensbereiche, die potentiell einen Beitrag zu unserem positiven Erleben leisten, nimmt die Verantwortung von Gestalter und Technikentwickler nochmals zu. Das bloße „Wegautomatisieren“ von liebgewonnenen Aktivitäten und die Vereinfachung von schwierigen, aber dennoch kompetenzförderlichen Praktiken, kann den Alltag von Menschen blass und freudlos werden lassen.
In seiner Masterarbeit behandelt Robin Neuhaus den Einsatz und die Gestaltung autonomer und lernender Systeme innerhalb der Praktik des Skateboarden. Das Skateboarden ermöglicht in diesem Zusammenhang dadurch, dass es eine Aktivität ist, die ganz um ein Artefakt kreist und nur durch dieses möglich wird – das Skateboard – einen besonders spannenden Ansatzpunkt. Was passiert, wenn dieses Skateboard nicht mehr passives Sportgerät ist, sondern durch neue Technologie auch lernen kann, von sich aus handelt und versucht, den Skater zu unterstützen? Skateboarden ist über den Sport hinaus eine Subkultur, die ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Skatern erzeugt. Einige Skater sehen Skateboarding als künstlerischen Ausdruck und versuchen sich dadurch kreativ auszudrücken. Im Mittelpunkt steht meist das Lernen von neuen Tricks und die Auseinandersetzung und Interpretation des urbanen Umfeldes. Um das Feld möglichst genau zu verstehen kombinierte Robin Neuhaus eine ethnographische Studie, für die er in Form einer teilnehmenden Beobachtung einen Skater begleitete mit einem sich anschließenden Interview. Zusätzlich wurde das hier generierte Wissen durch eine umfassende Literaturrecherche zum Skateboarden untermauert. Es zeigt sich, dass, obwohl das Skateboard an sich in den letzten Jahren weitgehend unverändert geblieben und ein analoger Sportgegenstand ist, das heutige Skateboarden bereits stark mit der Nutzung von Technologie verwoben ist. Skater benutzen eine Reihe von Apps, um in Kontakt zu bleiben, neue Orte zum Skaten zu finden und Videos, die sie aufnehmen, zu teilen.
01. Es analysiert die Umgebung und versucht basierend auf dem Können des Skaters, Spots (Orte, an denen man gut skaten kann) vorzuschlagen. Die Vorschläge enthalten auch eine Empfehlung, welcher Trick an diesem Ort gut gelernt werden kann. Das System versucht den Skater stetig zu fordern.
02. Merkt das System, dass der Skater immer wieder an einem Trick scheitert, bietet es Unterstützung in Form von personalisierten Tipps und Hilfestellungen an. Es zeigt Fehler auf und empfiehlt unter Umständen auch, sich zuerst mit leichteren Tricks zu verbessern.
03. Durch Kameras wird auch Material während des Skatens aufgenommen. Im Nachgang geht das System dieses Material in Form einer Detailanalyse mit dem Skater durch und gibt präzise Tipps und Ratschläge.
04. Ein Skater erlebt viel zusammen mit dem Skateboard. Das System macht den Skater in Form von Rückblicken auf diese Vergangenheit aufmerksam. Es zeigt zum Beispiel, welchen Trick er vor einem Jahr zum ersten Mal geschafft hat.
05. Das intelligente System hilft dem Skater dabei, den idealen Zeitpunkt zum Skateboarden zu finden. Es lernt, wo und mit wem der Skater am liebsten skatet und zieht jegliche Relevante Kriterien in Betracht (z.B. das Wetter oder Termine).