Solitude

Pleasurable Troublemaker by Holger Klapperich
Supervised bachelor thesis by Matthias Laschke & Marc Hassenzahl | 2011

Die folgenden Situationen sind sicherlich vielen bekannt. Man sitz, vornehmlich am Abend, mit der oder dem Liebsten auf dem Sofa und schaut gemeinsam einen Film. Im besten Fall hält der eine den anderen im Arm oder man stellt den Körperkontakt anderes her. Doch es gibt noch viele andere Situationen eines gemeinsamen Abends auf dem Sofa. Der eine blättert in einer Zeitschrift oder einem Buch, während der andere lieber eine Serie guckt. Man geht also unterschiedlichen Dingen nach. Auch ein gemeinsames Gespräch findet häufig auf dem Sofa statt, bei dem man sich eher aufmerksam zugewandt ist. Manchmal möchte man den anderen aber auch nur im Augenwinkel sehen und seine Anwesenheit spüren, ohne in Kontakt zu treten. Die Bachelorarbeit Solitude von Holger Klapperich greift diese unterschiedlichen Situation auf und macht einen Vorschlag. Aktivität und Sitzposition sollen zueinander passen und die Situation soll durch das Möbel unterstützt und moderiert werden. Der gemeinsame Film wird beispielsweise auf der etwas schmaleren Sofafläche (rechts) geschaut. Die Fläche ist nicht zufällig ein wenig schmaler. Kuscheln und Berührung sind erlaubt. Eine etwas größere Trennung erfährt man, wenn einer der Partner auf dem Sessel (links) und der andere auf der Sofafläche Platz nimmt. Die Blickrichtung bleibt die selbe, doch die räumliche Trennung erlaubt auch andere Aktivitäten. Des Weiteren ist der Sessel etwas nach hinten versetzt. Lehnt man sich an der Rückenlehne an, kann man den direkten Blickkontakt zum Partner leicht stören. Diese Trennung erhöht sich, wenn man den Sessel umklappt. Die Blickrichtung ist nun entgegengesetzt und man kann kaum noch Blickkontakt aufnehmen. Ein Gespräch ist zwar weiterhin möglich, bedarf aber einer expliziten Ansprache des anderen. Doch auch in dieser Position gibt es feine Abstufungen. Man kann den abgewandten Sitz leicht nach hinten schieben. Mehr und mehr sieht man vom anderen. Ist der Sitz dann nach hinten geschoben, erhält man sogar eine ideale Gesprächssituation, bei der man sich vollständig zugewandt ist.

Solitude ist ein konzeptionelles Möbelstück, das in seiner formalen Gestaltung durchaus noch nicht alle Potentiale ausgeschöpft. Dennoch ist es eine hervorragende Materialisierung gewonnener Erkenntnisse. Es materialisiert die unterschiedlichen Zustände und Aktivitäten einer Beziehung, die sich zwischen Nähe und Distanz bewegen. Holger Klapperich konnte anhand von Tiefeninterviews verschiedene Situationen identifizieren und über ein Interaktionskonzept in ein tangibles Objekt überführen.